Kasachstan


Kasachstan – vom ökologischen Alptraum zu den Himmelsbergen

Wiedermal war der Blendeteilnehmer Georg Schuh in einem Land, das nur wenige Deutsche kennen, obwohl viele Deutsche zu Sowjetzeiten dort einmal lebten.

Ein Land der Superlative, so groß wie die EU, aber extrem dünn besiedelt. Es reicht von Europa bis China und einst war dort auch einer der größten Seen der Erde, der Aralsee, zu finden. Von modernen Großstädten mit außergewöhnlicher Architektur, wie die neue Hauptstadt Astana, bis hin zu Nomaden, die noch ihre Traditionen pflegen, sind die Fotomotive vielfältig und exotisch, wie kaum in einem anderen Land der ehemaligen Sowjetunion. Das Land ist unvorstellbar groß und bietet demzufolge unterschiedlichste Eindrücke. Allerdings sind deswegen oft große Entfernungen zu überbrücken, so dass man sehr viel Zeit für die Wege einplanen muss. Sinnvoll ist es, wenn möglich, Inlandsflüge zu buchen, und sich auf wenige Spots zu beschränken.

Der Reisebericht beschränkt sich deswegen auf zwei Gebiete:

Zuerst die Gegend um den ehemaligen Aralsee, der heute zum größten Teil ausgetrocknet ist. Der ehemalige Seeboden ist von schwermetallhaltigen Salzstaub überzogen. Im Norden, wo das Umland etwas hügeliger ist, gibt es auf dem ehemaligen Seegrund sogar ein paar Quellen und spärlichen Bewuchs den Kamele fressen können.

Artesischer Brunnen auf dem ehemaligen Seegrund, Wasser ist belastet, deswegen Dosenbier

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Getränke sollte man nicht vergessen.

Ein außergewöhnliches Fotomotiv, vor allem weil häufig Schiffswracks der einstigen Fischereiflotte mitten in der endlosen Salzwüste oder im flachen brackigen Rest des Sees zu finden sind.

Ein echter Lost Place

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Aufgrund der unwirtlichen Umgebung ist vor allem bei Wind die Luft mit dem Salzstaub erfüllt. Es empfiehlt sich deshalb bei der Ausrüstung auf abgedichtete Gehäuse und Objektive zu achten und einen bequemen Rucksack mit dichten Reißverschlüssen. Ein Atemschutz für den Fotografen ist auch nicht verkehrt.

Will man das Gelände erkunden ist man auf einheimische, ortskundige Fahrer angewiesen. Nur mit richtigen Geländewägen lässt sich diese unheimliche, aber zugleich faszinierende Landschaft durchqueren.

Am ehemaligen Ufer findet man häufig alte Friedhöfe der Nomaden

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Da viele Spots nur zu Fuß zu erreichen sind, ist festes, bequemes Schuhwerk sowie ein Rucksack mit gutem Tragekomfort und genug Platz auch für eine Wasserflasche notwendig. Übernachten kann man bei einheimischen Bauern oder ehemaligen Fischern, wenn man bereit ist, wie die Nomaden auf Teppichen zu schlafen und man auf fließendes Wasser verzichten kann.

Auf dem Boden zu sitzen, ist irgendwie praktisch und die Stühle stehen nicht im Weg rum

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Taschenlampen sind hier absolute Notwendigkeit, denn die Toiletten, überdachte Löcher im Boden, sind weit außerhalb der Häuser und manchmal muss man sich den Weg dorthin durch eine Trampeltierherde suchen. Dafür ist der Nachthimmel unbeschreiblich schön.

In stockdunkler Nacht - wo ist das Klohäuschen

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Den absoluten Kontrast dazu bietet Almaty und Umgebung. Nördlich der ehemaligen Hauptstadt erheben sich die bis zu 7.400 Meter hohen schneebedeckten Gipfel des Tienschan-Gebirges. Der Panoramablick, der sich von der Bar im obersten Stockwerk des Hotels Kazakhstan aus bietet, ist unvergesslich.

Blick aus meinem Zimmer

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Mit dem regulären Linienbus Linie 12 oder auch mit privaten Taxis ist man innerhalb einer Stunde in der traumhaften Bergkulisse.

Wintersportgebiet Blick auf das Eisstadion

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Die besten Reisezeiten sind Frühjahr und Herbst, die Temperaturen sind dann erträglich im Gegensatz zum Sommer, wo es sehr heiß werden kann. Auch Almaty ist reich an Sehenswürdigkeiten, z.B. die größte Holzkirche der Welt. Sie ist das einzige größere Gebäude, das das große Erdbeben von 1911 überstanden hat. Für Liebhaber der monumentalen sowjetischen Architektur gibt es etliche Bauwerke und Denkmäler. Die Infrastruktur ist gut und wer russisch kann ist klar im Vorteil. Aber auch mit einer Translator-App kommt man zur Not zurecht.

Startpunkt Hotelausgang

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Ein Luxushotel noch aus der Sowjetzeit, denn damals war Almaty noch Hauptstadt von Kasachstan

Das Mobilfunk-Netz ist zumindest in den Städten und an den Hauptverkehrsverbindungen sehr gut. Die Benzinpreise sind supergünstig.


Etwas weiter Richtung chinesische Grenze sind zwei weitere Highlights zu finden. Der Scharyncanyon, das kasachische Gegenstück zum Grand Canyon in Arizona, belohnt die mühsame Anreise über staubige Pisten mit einer farbenfrohen Szenerie. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch in den Abendstunden, wenn das rötliche Sonnenlicht die bunten Gesteinsschichten plastisch hervortreten lässt.

Lokaler Markt in Bay Seit auf dem Weg zum Canyon

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In Kasachstan leben viele verschiedene Nationalitäten, Völker, Muttersprachler, Indigene oder wie auch immer sie heute bezeichnet werden. Hier in der Nähe von China leben viele Uyguren


Für Liebhaber von lost places lassen sich mit Hilfe einheimischer Führer ehemalige verlassene Raketenbasen der Sowjetarmee entdecken. Sprayer haben sie noch nicht entdeckt, so dass man die Anlagen ohne die bei uns sonst üblichen Graffiti ablichten kann.

Vorbei am Kapshagay Stausee

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Die Seidenstraße Richtung China


An der Grenze zu Kirgisistan im Nationalpark Kolsaiseen findet man unberührte Bergseen in einer ursprünglichen Landschaft. Und man findet auch Quartiere bei einheimischen Bauern mit etwas mehr Komfort als am Aralsee, auch wenn man manchmal zur Toilette noch über den Hof muss, aber das war bei uns vor 60 Jahren auf dem Lande ja auch der Standard.

Wieder ein langer Weg

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Die endlose Steppe wird immer wieder von Flußtälern durchschnitten, die aus dem Gebirge kommen.

Besonders faszinierend, aber nur mit extrem geländegängigen Fahrzeugen erreichbar, ist der Kaindysee. Ein sehr junger See, der vor ca. 110 Jahren entstanden ist, als durch ein starkes Erdbeben ein halber Berg zu Tal stürzte und den Fluß aufstaute. Nach anstrengender Geländefahrt und einem kurzes Fußmarsch erreicht man den See und staunt beim ersten Anblick. Das Wasser des Sees wird selbst im Sommer maximal 4 Grad warm, da er von einem naheliegenden Gletscher gespeist wird und so haben sich unter der Wasserlinie an den Bäumen des überschwemmten Bergwaldes durch die extreme Kälte die grünen Nadeln erhalten, während aus dem Wasser nur noch die bleichen Holzgerippe ragen. Den surrealen Anblick des außergewöhnlichen Fotomotivs vergisst man genauso wenig, wie die abenteuerliche Fahrt in dem nur mit improvisierten Blechbänken ausgestattetem UAZ-Geländewagen eines einheimischen Fahrers.

Ein Sonnenaufgang begrüßte den Tag

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Zum Glück hatte es in der Nacht nur wenig geregnet, das hatte zwei Vorteile, die Pisten staubten nicht und vor allem die schwierigen Pisten ins Hochgebirge waren nicht schlammig!

……….

Was ist nun als Fotozubehör empfehlenswert. Da in vielen Gegenden die Lichtverschmutzung extrem gering ist, lohnt es sich für Nachtaufnahmen des Sternenhimmels neben einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv ein Stativ mitzunehmen, aber auch für die Aufnahmen in den verlassenen unterirdischen Raketensilos ist es sehr nützlich. Unentbehrlich, nicht nur für den nächtlichen Gang zur Toilette, sind dabei Taschenlampen. Außer zur Orientierung eignen sie sich neben Systemblitzen gut zur Ausleuchtung der lost places.

Mit auf die Reise müssen natürlich auch Ladegeräte und Ersatzakkus. Reiseadapter für die Steckdosen sind nicht notwendig. Aber eventuell ist ein Mehrfachstecker nützlich, da in den ländlichen Regionen die Steckdosenanzahl in den Häusern gering ist.

Falls der Reisebericht neugierig auf dieses Land gemacht hat, was ist nun bei der Anreise zu beachten? Benötigt wird lediglich ein gültiger Reisepass für Deutsche. Die Flugverbindungen sind häufig mit Zwischenstopps in Moskau oder anderen osteuropäischen Flughäfen, je nach Fluglinie. Lufthansa bietet sogar Direktflüge nach Almaty an. Die Zeitzone ergibt eine Zeitverschiebung um 6 Stunden, so dass man bei Abflug um die Mittagszeit mitten in der Nacht ankommt.

Der Artikel stammt aus 2018.

Zusätzliche Ergänzungen:

Das Raumfahrtzentrum Baikonur. Wer einmal einen Raktenstart Live erleben möchte, wesentlich günstiger und wesentlich näher dran, als bei der NASA, ist man in Bajkanur.

Und das Korkyt Ata Memorial